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Die "Villars-Kuh"

Eine geschichtsträchtige Kuriosität

Die Villars-KuhEinige hundert Meter östlich von Ifwil steht, etwas oberhalb der Richtung Eschlikon führenden Staatsstrasse, die schwarz-weisse «Villars-Kuh». Einst nicht mehr als eine simple Reklametafel gilt sie heute als weitum bekanntes Wahrzeichen für unsere Gemeinde, das auch schon einmal für internationale Schlagzeilen sorgt.

Entworfen wurde die Villars-Kuh anno 1906 vom Zuger Künstler Martin Peikert – als Markenzeichen für die 1901 in Fribourg von Wilhelm Kaiser gegründete Firma «Chocolat Villars». Aus Blech geformt war die Villars-Kuh in den 1930er-Jahren als Reklameschild vielerorts zu sehen. Heute indes gibt es nur noch zwei Stück: Die Villars-Kuh von Ifwil und deren «Schwester», die im Originalzustand in Villars-sur-Glâne, an der Bahnlinie Fribourg-Lausanne steht.

Die Villars-Kuh von Ifwil überstand die Weltwirtschaftskrise, den zweiten Weltkrieg und die wilden 1960er-Jahre, blickte stets lang mit schelmischem Blick von ihrem leicht erhöhten Standort auf die Menschen herab. Bis anno 1977 die Milchkontingentierung eingeführt wurde – und ein Journalist ein Foto der Villars-Kuh publizierte mit der Bemerkung, «wenigstens diese Kuh habe keine Probleme mit der Milchkontingentierung». Der Artikel weckte einen pflichtbewussten Beamter in einer Frauenfelder Amtsstube auf und lenkte dessen Aufmerksamkeit auf die Villars-Kuh. Denn der Beamte wusste um ein 1975 lanciertes Gesetz zum «Verbot von Reklametafeln an Ausserorts-Strassen». So kam es, dass der wiehernde Amtsschimmel forderte: «Die Villars-Kuh muss weg, innert Monatsfrist!»

Doch die Bevölkerung und die Ortsbehörde von Bichelsee-Balterswil begehrten auf. Der Widerstand wurde weitum vernommen, ja, die Geschichte um das Schicksal der Villars-Kuh schaffte es gar in den USA in die Zeitungen. Das überbordende mediale Interesse freilich blieb in der Politik nicht ungehört – und rief den Regierungsrat auf den Plan. Dieser fällte ein salomonisches Verdikt: «Die Kuh darf bleiben, sofern der Schriftzusatz «Chocolat» oberhalb der Kuh entfernt wird, wodurch der Reklamecharakter nicht mehr gegeben wäre.»

Derart verändert stand die Villars-Kuh also weiter an ihrem Platz – bis sie Ende August 2008 plötzlich verschwand. Wie sich herausstellte, hatte die «Künstler»-Gruppe «Ohm41» die Kuh «entführt» und stellte sie im Rahmen der Ausstellung «Eingleisig» in Münchwilen zur Schau. Die Gemeinde war schockiert. Kurzerhand befreiten mutige Männer die Kuh aus den Händen ihrer Kidnapper und die Gemeinde erstattete Anzeige – woraufhin die Künstler wegen «Diebstahls der gestohlenen Kuh» eine Gegenanzeige vom Zaun brachen. Letztlich half auch hier ein Kompromiss: Die Blech-Kuh blieb für die Zeit der Ausstellung in Münchwilen und kehrte dann an ihren angestammten Platz zurück.

So steht die Villars-Kuh bis heute als Wahrzeichen von Bichelsee-Balterswil oberhalb der Strasse Ifwil-Eschlikon – und blickt schelmisch auf die vorüberreisenden Menschen herab.