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Drei Burgen und...

...die Herren von Bichelsee, Landsberg und Landenberger

Burg Alt-Bichelsee - Blick aufs Höfli

Die 782 von Karl dem Grossen eingeführte «fränkischen Grafschaftsverfassung» läutete das Ende der Territorialmacht der Herzogtümer ein. Zunächst wie der Herzogtitel mit einer Tendenz zu Erblichkeit ausgezeichnet mutierten die Grafenrechte mit der Zeit zu eher privatrechtlichen Privilegien.

In der Region um Bichelsee-Balterswil waren die Kyburger, Habsburger und Toggenburger die bedeutendsten Grafengeschlechter. Als «hoher Adel fürstlichen Ranges» waren Herzöge und Grafen von höherem Stand als der «niedere Adel», welcher vor allem aus der Ritterschaft bestand. Zu dieser gehörten auch die «Herren von Bichelsee und Landsberg», welche 1209 erstmalig urkundliche Erwähnung fanden und deren Wappen bis heute im Gemeindewappen von Bichelsee zu sehen ist.

Die Brüder «Walter I. und «Eberhard I. von Bichelsee» waren Ministeriale, also Hofbeamte im Dienst des Klosters St. Gallen. Sie herrschten über ein Gebiet weit grösser als die heutige Ausdehnung der Politischen Gemeinde Bichelsee-Balterswil. 1250 liess Walter I. die Burg Landsberg errichten – rund 100 m nördlich der heutigen Gemeindegrenze, auf dem Gemeindegebiet von Wängi – und nannte sich fortan «Waltherus de Lantsperch». Fast zeitgleich gründete sein Bruder Eberhard I. von Bichelsee das Kloster Tänikon.

Mit der Burg Alt-Bichelsee, der neuen Burganlage Landsberg und der wenig später errichteten Burg Neu-Bichelsee erreichte das Geschlecht «derer von Bichelsee und Landsberg» den Zenit seiner Macht. Doch ihre Treue zum Abt von St. Gallen, einem Widersacher der Habsburger, kam sie teuer zu stehen. Letztere plünderten 1273 die Burg Neu-Bichelsee und 1292/93 brachen und schliffen König Rudolf von Habsburg und sein Sohn Albrecht auch die nun von Walter II. bewohnte Burg Landsberg.

Historische Funde deuten darauf hin, dass die Burg wiederaufgebaut wurde – und Urkunden belegen, dass das Geschlecht der Herren von Bichelsee und Landsberg bis mindestens 1391 fortbestand, als Eberhard IV. letztmalig urkundlich Erwähnung fand.

Allerdings ging es mit ihrer Herrschaft steil bergab. 1315 fielen gleich drei «Ritter von Bichelsee und Landsberg» in der Schlacht von Morgarten (auf der Seite der Habsburger) und Walter IV. musste aus Geldnöten zuerst Ländereien und Leibeigene, 1358 gar die Burg Alt-Bichelsee veräussern. So kamen mit Hermann IV. von Landenberg-Greifensee neue Ritter in die Region – und deren Wappen ziert bis heute das Gemeindewappen von Balterswil.

1407 zündeten die Appenzeller die Burg Alt-Bichelsee an. Zwar wurde sie wiederaufgebaut, doch bereits 1421 veräusserten die Herren von Landenberg-Greifensee die Burg mitsamt der Vogtei Ifwil an das Kloster Fischingen. In der Folge wurde die Burg Alt-Bichelsee von Hans Mettler, Arzt und Lehensmann von Fischingen, bewohnt, ehe sie dem Verfall anheimfiel – und als Steinbruch genutzt wurde, unter anderem für den Bau der Kirche (1864) und die 1877 erfolgte Erhöhung des Kirchturms.

Dasselbe Schicksal widerfuhr der Burg Landsberg. Deren Ruine stand bis Ende des 19. Jahrhunderts, danach wurden ihre Steine für den Bau des Schulhauses Tuttwil und des Restaurants Löwen in Eschlikon genutzt.

Beim Hof Landsberg befindet sich eine Höhle, die als einer der «Ofensteinbrüche» in Ifwil erwähnt wird, in denen Sandsteinplatten zum Bau von Kachelöfen gebrochen wurden. In Sagen wird behauptet, es hätte einst ein Gang bis zur Burg existiert. Doch das ist Fantasie. Glaubhafter erscheint, dass die Höhle früher so hoch gewesen sei, dass ein Reiter hineinreiten konnte.